Mercedes 300S, der 540K Nachfolger
Mercedes 300S: Die 300S und 300Sc Typen (W188 I, II) waren die Spitzenmodelle der 300er Baureihe. Aufgrund der extrem geringen Stückzahl von nur 760 Einheiten zwischen 1951 und 1958 waren und sind diese Zweitürer äußerst selten und begehrt.
Daimler-Benz präsentierte den Mercedes 300S auf dem Pariser Automobilsalon – einen Monat vor dem Produktionsstart der 300 Limousine (W186). Wer 1951 Eleganz, Komfort, Schnelligkeit und Exklusivität suchte, war mit dem 300S so gut bedient wie mit kaum einem anderen Auto.
Der Mercedes 300S in der Presse
Das spiegelte sich auch in den Urteilen der Automobilpresse wider. Sie bezeichnete den Wagen als “Auto für die Weltelite” und als “Maßstab für das Machbare im zeitgenössischen Automobilbau“. Die Presse lobte auch die “traditionelle und in diesem Fall besonders edle Linienführung … ohne aerodynamische Spielereien“.
Die US-Zeitschrift Road and Track stellte fest: “Wo immer der Mercedes 300S seit seinem ersten Erscheinen gezeigt wurde, hat er einen stillen Aufruhr der Begeisterung ausgelöst, und seine Haltung des ‘Gehens’, selbst wenn er stillsteht, hat ihn in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt“.
Der 300S, der oft als Nachfolger der 500K und 540K der 1930er Jahre gesehen wird, basierte weitgehend auf der 300er Limousinen Version, hat aber ein um 140 Millimeter kürzeres Fahrgestell. Gegenüber dem 300er erhöhte Daimler-Benz die Verdichtung des Motors auf 7,8:1 und verwendete drei Solex-Fallstromvergaser, die eine Leistung von 150 PS bei 5.000 U/min erbrachten, so dass der Wagen in weniger als 15 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h erreichte. Neben dem Coupé wurde der 300S auch als Cabriolet A und als Roadster angeboten.
Dem Roadster fehlten die seitlichen Chrombügel, er hatte auch ein dünner gefüttertes Verdeck. Beiden gemeinsam war der kleine Schlitz als Rückfenster, ganz im Stil der 1930er Jahre
Die Produktion der drei Varianten begann zwischen Juni und September 1952. Insgesamt wurden in den folgenden vier Jahren vom Mercedes 300S 560 Einheiten produziert, die sich wie folgt aufteilten:
- Coupé: 216
- Cabriolet A: 203
- Roadster: 141
Alle drei Versionen kosteten 34.500 DM.
Das dünnere Verdeck erlaubte eine verbesserte Sicht nach hinten
Eine neuere Version wird präsentiert
Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main im September 1955 präsentierte Daimler-Benz eine überarbeitete Limousine, den Mercedes 300c, und eine ebenso verfeinerte Version des Mercedes 300S, die nun Sc hieß. Eigentlich hätte er Sb heißen müssen, aber in Anlehnung an die Limousine wurde das “b” durch ein “c” ersetzt.
Einer der größten Unterschiede zwischen dem S und dem Sc war die Bosch-Einspritzung beim Sc, die die Leistung von 150 PS auf 175 PS bei einer etwas höheren Drehzahl von 5.400 U/min steigerte. Damit war der 300Sc der erste große Tourenwagen der Welt mit einem Direkteinspritzmotor nach dem Vorbild des berühmten 300SL.
Der Preis für das neue Modell hatte sich um DM2.000,- auf DM36.500,- erhöht
Ein ebenso großer Unterschied war die neue Hinterachse. Wie die 300c Limousine verfügten nun auch die zweitürigen Modelle über eine Eingelenk-Pendelachse.
Außerdem gab es jetzt beim Sc eine Hydrovac-Bremsanlage, da sich Journalisten über die kaum ausreichenden Bremsen der 300S-Modelle beschwert hatten. Auch optisch gab es einige Unterschiede, so hatte der 300S Gummistreifen an der Stoßstange, während der 300Sc massive verchromte Stoßstangen mit dem Schriftzug „Einspritzmotor” auf der hinteren Stoßstange sowie Chromstreifen von der Front bis zu den hinteren Radausschnitten hatte.
Der Sc hatte eine geänderte Motorhaube, an deren Seitenwänden horizontale Chromleisten angebracht waren. Weitere Unterschiede waren ausstellbare Dreiecksfenster an den Seitenscheiben und größere Blinker vorne und hinten.
Schiebedächer sind äußerst selten
Der Mercedes 300S als komfortables Langstreckenfahrzeug
Da der Wagen von den meisten Besitzern als ideales Fahrzeug für ausgedehnte Reisen angesehen wurde, gehörten maßgeschneiderte Koffer zur Serienausstattung, um den geräumigen Kofferraum optimal nutzen zu können. Gegen Aufpreis waren zwei weitere Koffer erhältlich, die nach Umklappen der Rücksitzbank im Innenraum verstaut werden konnten.
Wie sein Vorgänger war auch der 300Sc ein Automobil, das allerbeste handwerkliche Verarbeitung mit klassischem Styling und einem Innenraum-Flair verband, das seinesgleichen suchte.
Trotz der Verbesserungen wurden vom 300Sc nur 200 Exemplare gebaut, die sich wie folgt aufteilten:
- Coupé: 98
- Cabriolet A: 49
- Roadster: 53
Ab Anfang 1957 ließ das Interesse der Kunden nach, so dass die Produktion im April 1958 eingestellt wurde. Die Gründe dafür lagen zum Teil in der Markteinführung des 300SL Roadster, der für viele Interessenten offensichtlich das attraktivere Angebot darstellte – war er doch trotz seines zeitgemäßeren Designs und höherer Leistung um bis zu 4.000,- DM günstiger. So konnten 1957 vom 300Sc nur noch 52 Einheiten verkauft worden, während es beim 300SL Roadster 554 und beim Flügeltürer immerhin noch 76 waren.
Mit einer Gesamtproduktion von nur 760 Einheiten zählen der Mercedes 300S und Sc zu den exklusivsten Mercedes-Personenwagen der unmittelbaren Nachkriegszeit und sind wie der 300SL seit vielen Jahren bei Oldtimer-Liebhabern sehr begehrt. Auch in den meisten Exportmärkten war er der teuerste Luxuswagen seiner Zeit, mehr als doppelt so teuer wie beispielsweise amerikanische Luxusautos. So war er ein Auto der Reichen und Berühmten, darunter der Aga Khan, der König von Jordanien, der König von Thailand, Clark Gable, Bing Crosby, Errol Flynn und Cary Grant.
Geschmäcker sind verschieden. Dieses 300S Cabrio wurde 1955/1956 von Pininfarina einem Duesenberg der 1930er Jahre nachempfunden. Gewünscht hatte sich das ein amerikanischer Kunde. Heute gehört das Auto einem Italiener, es ist also wieder da, wo es entstanden ist
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