Mercedes W 108 250S

Mercedes W 108, W 109 R6: der erfolgreiche W 111 Nachfolger

Mercedes W 108 mit sechs Zylindern: Die eleganten 250S, 250SE und 300SE debütierten auf der Frankfurter Automobilausstellung 1965 als Nachfolger der „Heckflossen”-Baureihen W111 und W112. Alle drei hatten die gleiche Karosserie, die von einem Team unter der Leitung von Paul Bracq entworfen wurde. Ziel der Entwicklung war es, die Außenabmessungen beizubehalten und den Fahrgastraum zu vergrößern. Gleichzeitig sollten auch die Fahrleistungen, der Fahrkomfort und die Fahrsicherheit verbessert werden. Die Karosserie wurde um sechs Zentimeter abgesenkt, so dass der Schwerpunkt tiefer lag als bei den W111 Modellen.

Mercedes W 108 250S

Dies ist ein sehr gepflegter 250S, ausgeliefert in 1966

Die Rahmenbodenanlage blieb dabei weitgehend unverändert. Die leicht gewölbten Fenster erlaubten den Einsatz dünnerer Türen, die vorne 90 mm und hinten 70 mm mehr Platz boten. Die Fenster wurden vergrößert, um den Fahrgästen eine bessere Rundumsicht zu ermöglichen.

Mercedes W108 250S

Helle Sitzbezüge sahen gut aus, waren aber schmutzempfindlich

Nackenrollen sind bei Sammlern heute begehrt, wurden damals aber nicht sehr häufig geordert

Das Fahrwerk des Mercedes W 108 wurde weitgehend vom W 111 übernommen

Die Bezeichnung W108 bezog sich auf die stahlgefederten Baureihen 250 und 300 (später auch 280). Der längere 300SEL mit Luftfederung wurde als W109 bezeichnet. Unter der Karosserie hatte der W108 viele Gemeinsamkeiten mit dem W111. Die Aufhängung bestand vorne aus doppelten Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfern und Drehstabstabilisatoren. Hinten gab es wieder die Eingelenk-Pendelachse, die an Längslenkern geführt wurde.

Eine hydropneumatische Zusatzfederung an der Hinterachse war serienmäßig. Sie erlaubte einen automatischen Niveauausgleich bei unterschiedlicher Belastung.

Mercedes W108 250SE

Die hydropneumatische Zusatzfederung an der Hinterachse

Der 300SE hatte bis auf den Motor mit dem Vorgänger W 112 nichts mehr gemein

Der ehemalige W112 300SE, nun 300SEb genannt, war auf das gleiche Fahrwerk wie der W108 zurückgestuft worden. Die Luftfederung war, wie bereits erwähnt, der ab März 1966 angebotenen Langversion vorbehalten. Auch die Innenausstattung war weniger luxuriös. Einzig die serienmäßige Servolenkung unterschied den 300SE von seinen preiswerteren Geschwistern.

Der 300SEb wurde seiner Luftfederung beraubt

Der 2,5-Liter-OHC-Reihensechszylinder entstand aus dem 2,2-Liter-Motor. Das gelang durch Aufbohren und Vergrößerung des Kolbenhubs, eine höhere Verdichtung und größere Ventile. Das Ergebnis waren 130 PS im „M108” des 250S bei einer Verdichtung von 9,0:1 und 150 PS bei einer Verdichtung von 9,3:1 im „M129″ des 250SE mit Bosch-Einspritzung. Beide Motoren verfügten über siebenfach gelagerte Kurbelwellen, eine zweifach gelagerte Steuerkette und einen identischen Hubraum von 2.496 cm³. Die SE-Modelle mit Benzineinspritzung waren darüber hinaus mit einer verbesserten 55-Ah-Batterie ausgestattet.

Mercedes W 108 250S

Motor eines 250S mit zwei Zenith-Registervergasern

Der 3-Liter-Aluminiummotor blieb gegenüber dem Vorgänger W112 nahezu unverändert. Er war etwas tiefer in die neue Karosserie eingebaut und hatte eine flachere Ölwanne und entsprechend angepasste Pumpe.

Motor eines 300SE

Der Benzinverbrauch des Mercedes W 108 war immer ein Thema

Wie im W112 leistete der M189-Motor 170 PS bei 5.400 U/min und erbrachte ein maximales Drehmoment von 261,7 Nm bei 4.000 U/min. Die Kunden konnten zwischen einer Achsübersetzung von 3,92:1 (Standard) und 3,69:1 wählen. Letztere war notwendig, um die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h zu erreichen. Wer sich über den Verbrauch der 2,5-Liter-Versionen beklagte, hatte den 300SE noch nicht erlebt. Da war es noch schlimmer. Er beschleunigte nicht viel schneller als der 250SE. Aber mit einem Durchschnittsverbrauch von 21 l/100 km verbrauchte er noch mehr Kraftstoff. Darüber hinaus war sein Leichtmetallmotor unter vergleichbaren Fahrbedingungen etwas lauter.

Mercedes W 108 250SE

Innenraum eines Mercedes W 108 250SE von 1967

Der breitere Innenraum war gediegen und funktional. Die optionale größere Mittelarmlehne vorn wurde durch zwei schmalere, separate Armlehnen ersetzt. Damit sollte der Komfort für den einzelnen Fahrgast erhöht werden. Zwischen den beiden Vordersitzen gab es wieder ein Sitzkissen für einen dritten Fahrgast, wenn das Fahrzeug mit einer Lenkradschaltung ausgestattet war. Die Höhe des Fahrersitzes konnte erstmals über einen Griff an der linken Seite des Sitzes verstellt werden. Um die Außenseiten der Sitze vor vorzeitigem Verschleiß zu schützen, waren sie mit Vinylkanten versehen.

Mercedes W108 250S

Die Anordnung der Instrumente war wieder traditioneller mit zwei großen Rundinstrumenten für Geschwindigkeit und verschiedene Kontrollfunktionen sowie einem kleinen Instrument für die Uhr. Eine schmale, elegante Chromleiste verlief entlang der oberen Hälfte des holzgetäfelten Armaturenbretts. Sie trennte den “Arbeitsbereich” mit den Bedienelementen für Heizung und Beleuchtung vom unteren Bereich. Dort befand sich das Radio, die Zündung und die beiden kleinen verchromten Lüftungsdüsen. Sie wurden vom W111 übernommen aber 1966 durch größere und effektivere Kunststoffdüsen ersetzt. Wurde kein Radio bestellt, war die Öffnung mit einer Holzplatte abgedeckt, die auch eine verkleinerte Version des Typenschilds trug.

Mercedes W 108 250SE

Der 2,8 Liter Motor ist im Mercedes W 108 die ausgewogenste Antriebsquelle

Die Produktion des 300SE und des 250SE endete im Dezember 1967 bzw. im Januar 1968. Der 250S wurde noch bis März 1969 als neues Einstiegsmodell für Mercedes’ obere Mittelklasse verkauft. Der 230S, den es ebenfalls noch gab, war eine Stufe niedriger angesiedelt.

Mercedes W 108 280SE

Die Nachfolger 280S und 280SE wurden im November 1967 vorgestellt und waren ab Januar des folgenden Jahres erhältlich. Es gab keinen Grund, die Karosserie oder die Innenausstattung (abgesehen von neuen Stoffen) nach so kurzer Zeit zu ändern. Aber der 2,8-Liter-Motor des M130 stellte eine große Verbesserung dar. Der größere Hubraum wurde durch eine Vergrößerung der Bohrung um 4,5 mm auf 86,5 mm erreicht.

Damit stieß der altehrwürdige Graugussblock des M180 an seine endgültigen Grenzen. Zu den konstruktiven Änderungen gehörten auch paarweise gegossene Zylinder ohne Kühlkanäle. Ein Ölkühler war erforderlich, der neben dem Kühler angebracht wurde. Der Hub von 78,8 mm blieb unverändert. Der neue Motor wurde wieder in zwei Versionen angeboten. Ein Motor mit Zenith-Doppelvergaser sorgte im 280S für 140 PS. Die Einspritzversion im 280SE brachte es auf 160 PS. Der M108-Motor des 250S wurde geringfügig modifiziert und in M114 umbenannt. Er wurde auch als 250er im Modell /8 eingesetzt. Ausgestattet mit einer Bosch D-Jetronic kam er sogar im 250CE zum Einsatz.

Ein 300SEL mit 2,8-Liter Motor von 1969

Mercedes W109 300SEL 2.8

Auch der 300SEL bekam für kurze Zeit den 2,8-Liter Motor

Im Januar 1968 ersetzte eine stärkere Version des Einspritzmotors mit einer schärferen Nockenwelle und 170 PS den 3,0-Liter-Leichtmetallmotor im 300SEL. Es war nur ein kurzes Gastspiel, denn schon ein Jahr später wurde er durch den 3,5-Liter-V8-Motor ersetzt.

Mercedes W109 300SEL 2.8, Motor

2,8-Liter Motor des 300SEL

Ebenfalls im Januar 1968 wurde eine um zehn Zentimeter verlängerte Karosserie des Mercedes W108 als 280SEL angeboten. Mit Ausnahme der Servolenkung gab es aber keine technischen oder ausstattungsmäßigen Veränderungen gegenüber dem Standard 280SE. Die Türen der Langversion des W108 entsprachen mit ihren kleineren Chromleisten an den Fensterrahmen denen der Standard Modelle.

Mercedes W 108 280SEL

Die Langversion des 280SE lässt sich nur mit geschultem Auge auf den ersten Blick erkennen

Bei den Automatikversionen änderte sich 1968 der Wählhebel und die Ablage in der Mitte, Die Parkstellung P befand sich vorher hinten, wurde aber jetzt wie allgemein üblich nach vorne verlegt. Eine Lenkradschaltung wurde nur noch selten als Sonderausstattung gewählt, da sie als veraltet galt.

Mercedes W108 280SE

Die veränderte Schaltkulisse mit neuer, verlängerter Ablage. Im oberen Teil wurden jetzt, wenn bestellt, die elektr. Fensterheber untergebracht, die vorher an der Fahrertür angebracht waren

Im Sommer 1972 wurde die Produktion des Mercedes W 108 2,8-Liter-Sechszylinders eingestellt. Ein modernerer Nachfolger in Form des W116 wollte als erste offizielle S-Klasse seine Vorzüge unter Beweis stellen. Hier ist eine Aufstellung der Produktionszahlen:

  • 250S: 74.677
  • 250SE: 55.181
  • 300SE: 2.737
  • 300SEL: 2.369
  • 280S: 93.035
  • 280SE: 91.051
  • 280SEL: 8.250
  • 300SEL 2.8: 2.519
Mercedes W 108 280SE

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