Mercedes 300 Adenauer

Mercedes 300 Adenauer, das Lieblingsfahrzeug des Kanzlers

Mercedes 300 Adenauer: Die Zahl 300 auf einem Auto mag heute nicht mehr viel bedeuten, aber in den 1950er und 1960er Jahren hatte sie in der Automobilwelt einen hohen Stellenwert. Chrysler verwendete sie ab 1955 für seinen schnellen C-300 mit V8-Hemi-Motor und setzt sie bis heute ein. Gleiches galt für Daimler-Benz. Ein Mercedes 300 Adenauer war in den 1950er Jahren ein Luxusauto der Spitzenklasse und den Reichen und Berühmten vorbehalten. Heute findet man diese Zahl in verschiedenen Variationen von der C-Klasse aufwärts.

Mercedes 300 Adenauer

Während die Zahl beim Chrysler C-300 die Pferdestärken unter der Haube anzeigte, war sie beim Mercedes 300 Adenauer ein Hinweis auf den Hubraum. Sein interner Code war W186. Als der 300er zusammen mit seinem kleineren Bruder, dem 220er, im April 1951 auf der Frankfurter Automobilausstellung vorgestellt wurde, erregte er großes Aufsehen. Ein solches Fahrzeug hatte man von Daimler-Benz nur wenige Jahre nach dem Krieg nicht erwartet. Nicht nur das Publikum, auch die Presse war begeistert.

Doch nicht nur das Auto, auch der Preis war beeindruckend. Mit 19.900,- DM konnten sich nur sehr wenige Menschen den Wagen leisten. In Nordamerika kam er 1953 auf den Markt und war mit 6.500,- Dollar umgerechnet noch teurer. Ein Cadillac 75 Fleetwood mit großem V8-Motor, längerem Radstand und viel Luxusausstattung wie elektrischen Fensterhebern, Servolenkung, etc. war mit 5.820,- Dollar im Vergleich zum Mercedes 300 Adenauer fast ein Schnäppchen.

Ein hoher Preis garantiert Exklusivität

Die Kunden schien das nicht zu stören, garantierte der Preis doch Exklusivität. Kein Wunder, dass Stars wie Errol Flynn, Gary Cooper, Yul Brunner, Anthony Quinn, König Gustaf Adolf von Schweden, Frank Lloyd Wright und der Aga Khan alle einen besaßen. Auch der Papst ließ sich 1960 einen speziellen 300d Pullman Landaulet anfertigen.

Am engsten mit dem 300er verbunden ist jedoch der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer, der während seiner Amtszeit in sechs Exemplaren gefahren wurde. Das letzte Exemplar blieb bis zu seinem Tod 1967 in seinem Besitz. Kein Wunder, dass der Wagen unter Kennern als Mercedes 300 Adenauer in Erinnerung geblieben ist.

Mercedes 300 Adenauer

Konrad Adenauer in seinem 300d

Der hier gezeigte 300b unterschied sich äußerlich vom Vorgänger durch Stoßstangenhörner (die man wie hier allerdings auch wieder abbestellen konnte) und Ausstellfenster in den vorderen Türen

Der Mercedes 300 Adenauer und ein paar technische Details

Die Karosserie des 300er basierte noch auf dem traditionellen, vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelten Ovalrohr-Kreuzrahmen. In seiner Grundkonfiguration ähnelte er dem Fahrgestell der kleineren 170er und 220er. Auch die Zentralschmierung wurde von diesen Modellen übernommen. Es mag etwas altmodisch gelten, aber zu Gunsten der Rahmenbauweise muss gesagt werden, dass eine Karosserie mit separatem Rahmen besser geeignet war, ein hohes Qualitätsniveau für die in kleinen Stückzahlen produzierten Fahrzeuge zu erhalten.

Teil der vorderen Aufhängung

Mercedes 300 Adenauer

Sein M186 Sechszylinder-Reihenmotor mit obenliegender Nockenwelle war für die frühen 1950er Jahre sehr modern. Er wurde von zwei Solex Fallstromvergasern gespeist statt von einem wie im Mercedes 220. Oder drei wie im Fall des zweitürigen 300S. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h war er schneller als sein kleinerer Bruder und etablierte sich als schnellste Limousine eines deutschen Automobilherstellers. Er war so schnell wie ein Porsche 356, bot aber natürlich deutlich mehr Komfort und Platz.

Mercedes 300 Adenauer

Das 300c Modell besaß unter anderem eine vergrößerte Heckscheibe und es gab von ihm (auf Drängen von Adenauer) zum ersten Mal eine um zehn Zentimeter verlängerte “Langversion”

Der Innenraum blieb weitgehend unverändert

Mercedes 300 c Adenauer, engine

Die Motorleistung des 300c wurde auf 125 PS erhöht

Der Mercedes 300 Adenauer wurde von 1951 bis 1962 gebaut. Während sich die ersten drei Modelle vor allem technisch, aber kaum optisch unterschieden, war die letzte Version 300d neu gestaltet worden.

1957 gab es ein überarbeitetes Modell

Als erste Mercedes-Benz Limousine verfügte der 300d W189 über ein Hardtop. Damit huldigte man dem amerikanischen Zeitgeschmack und erhoffte sich dort höhere Absätze. Alle vier Seitenfenster ließen sich mit ihren verchromten Rahmen herunterdrehen, es gab keine B-Säule und sogar die hintersten kleinen Fenster konnten herausgenommen und in kleinen Taschen im Kofferraum verstaut werden. Bestellte man ein Webasto-Schiebedach, ging der Wagen fast schon als Cabrio durch.

Mercedes 300 Adenauer

Der Radstand entsprach dem des 300c lang

Mercedes 300 Adenauer

Neben Einzelsitzen vorne konnte auch eine Sitzbank, mit und ohne Mittelarmlehne, bestellt werden

Sein M189 Motor mit mechanischer Bosch Zweistempel-Benzineinspritzung leistete 160 PS bei 5.300 U/min. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h war der erneuerte Mercedes wesentlich agiler als seine Vorgänger.

Mercedes 300 d Adenauer, Motor

Viertürige Cabriolets gab es zwar für alle Versionen des Mercedes 300 Adenauer, sie waren jedoch sehr teuer und wurden nur in geringer Stückzahl produziert. Das letzte Cabriolet auf Basis des 300d war sogar teurer als der 300SL.

Mercedes 300 Adenauer Coach-built versionen

Es wurden auch einige interessante Karosserievarianten auf der Basis der 300 Limousine hergestellt. Die hier gezeigten Fahrzeuge stammen von oben nach unten von den folgenden Karosseriebauern: Ghia, Pininfarina, Spohn und Wendler.

Mercedes 300 Adenauer Ghia Allungata Berlina
Mercedes Adenauer Coupe, Pininfarina
Mercedes 300 Coupe, Spohn
Mercedes Adenauer Coupe, Wendler

Verkaufszahlen

In einem Zeitraum von elf Jahren verkaufte Daimler-Benz 11.430 Einheiten des Mercedes 300 Adenauer, davon nur 707 Cabriolets. Diese teilten sich wie folgt auf:

  • Limousinen (inkl. Chassis):
    • 300: 4.565
    • 300b: 1.649
    • 300c: 1.370
    • 300c lang: 62
    • 300d: 3.074
    • 300d lang: 3 (1 Limo, 2 Landaulets)
  • Cabriolet D:
    • 300: 455
    • 300b: 136
    • 300c: 51
    • 300d: 65

Es ist mehr als zweifelhaft, dass der 300er die Verkaufserwartungen des Daimler-Benz Managements erfüllte, aber er trug sicherlich dazu bei, das Image der Firma als führender Hersteller von Luxusautomobilen auch auf den so wichtigen Exportmärkten wiederherzustellen. Ganz im Sinne des charismatischen ehemaligen CEO’s von Daimler-Benz, Wilhelm Haspel, der Ende der 1940er Jahre sagte: „Wir brauchen wieder ein Auto, welches den Stern von Mercedes vergoldet“.

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